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Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Mose 8,22

Unsere Pläne für den Sommerurlaub am Ijsselmeer in den Niederlanden waren vielversprechend. Ein kleines Ferienhäuschen am Wasser mit eigenem Steg und Paddelboot. Alles perfekt zum Schwimmen. Ende Juli haben wir leider eine kalte und verregnete Woche erwischt, so dass wir nur einmal in einem überfüllten Schwimmbad geschwommen sind. Unser Urlaub ist ganz anders verlaufen, als wir es uns vorgestellt und vorbereitet haben. Wir haben so ziemlich alle Indoor-Aktivitäten in der Umgebung kennengelernt. Hätte jeden Tag die Sonne geschienen, hätten wir nicht den Orchideenpark Hoeve, Europas schönsten Indoor-Park besucht. Ein etwas anderer Urlaub, der ganz besonders in Erinnerung bleibt.
Auch in unserem Garten war dieser Sommer nicht so verlaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Zuerst der kalte Mai, in dem die Pflanzen viel zu langsam gewachsen sind. Danach der heiße Juni mit stundenlangem Gießen jeden Abend. Dann kam der ersehnte Regen, den viele Pflanzen genossen, aber manche nicht vertragen haben. So wurden unsere Tomaten schnell krank und trotz vieler Mühe und guter Pflege brachten sie wenig Ertrag. Dafür hatte unser Feigenbaum überraschend viele reife Früchte. Und die Gurkenpflanzen, die ich im Juni schon bedauert habe gepflanzt zu haben, bekamen unerwartet neue Kraft und schenken uns im September immer noch Gurken. Eine etwas andere Ernte? Eine Ernte, die Demut lehrt?
Die Abhängigkeit vom Wetter sowohl im Urlaub als auch im Garten lehrt mich Demut. Ich kann nicht stolz sein auf meinen toll geplanten Urlaub und jeden Tag Sonnenschein am Strand. Ich kann nicht prahlen mit meinem Gemüse, das ich nach allen von mir befolgten Gärtnertipps eimerweise ernte. Die Abhängigkeit vom Wetter zeigt mir viel mehr, wie abhängig ich bin von Gottes Gnade. Neulich las ich, dass es im Hebräischen kein Verb „haben“ gibt. So würde man in Israel statt „Ich habe eine tolle Ernte“ sagen: „Eine tolle Ernte ist mir gegeben“. Das möchte ich in meinen Sprachgebrauch übernehmen und so manches anders formulieren. Nicht „Mein Haus, mein Auto, mein Job, mein Mann, meine Kinder…“ Nein. Alles ist mir von Gott gegeben. Gottes Gnade.
Apropos Kinder. Als Eltern wünschen wir uns so sehr, dass unsere Kinder mit Gott leben und tun alles dafür, damit sie Jesus kennen lernen und glauben können. Ihre Entwicklung, ihre Entscheidungen, ihre Zukunft entsprechen nicht immer unseren Vorstellungen. Dennoch hoffen wir, dass die Samen, die wir in der Kindheit in ihre Herzen hineingelegt haben, gute Frucht bringen. Wir sähen und erhoffen Ernte. Gärtnern stärkt meine Zuversicht. Das Wort Zuversicht bedeutet „der feste Glaube daran, dass etwas Positives geschehen wird“. Im althochdeutschen hieß es sogar „ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen“. Im nächsten Frühjahr werde ich meine Beete vorbereiten und neuen Samen hinein legen in der Hoffnung auf die Ernte. Und ja, ich will zu Gott aufschauen und zuversichtlich sein, auch wenn nicht alles nach Plan läuft.
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22). Das versprach Gott nach dem Ende der Sintflut. Mit dieser großen Zusage macht Gott uns Menschen trotz aller Natur- und anderen Katastrophen auch heute Hoffnung. Amen.

Tatjana Goebel